Rohstoff: Mensch

Der heutige menschliche Umgang mit endlichen Ressourcen und umweltschädlichen Materialien bringt die Tragfähigkeit des Ökosystems Erde zunehmend an ihre Grenzen. Welche Rohstoffe stehen dem Menschen in ferner Zukunft zur Verfügung? Wie kann die Vision einer umweltfreundlichen Produktionsweise aussehen, die den wachsenden Anforderungen an Materialien gerecht wird? 

Menschliche Zellen werden bereits heute als Rohstoff für Ersatzgewebe und Transplantate genutzt. Sogar ganze Organe sollen in ferner Zukunft durch technologische Verfahren des sogenannten „Tissue Engineerings“ im Labor gezüchtet werden können. 

Bereits heute kann Leder durch ein steuerbares Wachstum von Hautzellen produziert werden. So könnten durch die unendliche Kultivierbarkeit auch anderer Gewebearten (wie z. B. Knochen, Knorpel etc.) zukünftig neue Materialien erschlossen und nutzbar gemacht werden. Herausgelöst aus dem medizinischen Bereich und als neue Art der Rohstoffgewinnung gedacht, wird der Mensch selbst, durch die Gabe einiger weniger Zellen, zum Rohstoff für Produkte aller Art.

Durch gentechnische Eingriffe in die DNA der Zellen können bestimmte Eigenschaften des Rohstoffs, wie Form, Farbe, Stabilität, Elastizität etc., gesteuert werden. Ganze Produkte könnten so durch biotechnologische Methoden zukünftig im Labor gezüchtet, und die Eigenschaften des wachsenden Materials punktuell gesteuert werden. Ein einziger Rohstoff kann mit Hilfe der Programmierung dessen DNA über etliche verschiedene Eigenschaften verfügen.

Spezifische Anforderungen an ein Produkt, die heute ausschließlich durch eine (oft untrennbare) Kombination verschiedener Materialien erfüllt werden können, wären so mit einem einzigen Rohstoff zu realisieren. Das Produkt ist so stets biologisch abbaubar und schont endliche Ressourcen. 

Die Werkzeuge des Designers erweitern sich so um DNA-Datenbanken und -schreibgeräte, Laborutensilien, lebende Zellen, Gewebeproben und Bioreaktoren. Das Designbüro verschmilzt mit dem Labor. Auch der Designprozess würde sich durch diese neue Art der Produktion radikal verändern:

Der heutige Gestaltungsprozess beinhaltet stets die Suche nach einem Material mit geeigneten Eigenschaften für ein entworfenes Produkt. Auch die Möglichkeiten und Grenzen der Ver- und Bearbeitung des Materials schränken den Kreativprozess von vornherein ein. Das äußere Erscheinungsbild eines Produktes unterliegt also immer bestimmter Produktionsregularien.

Durch das Wachstum des Produktes ist der Designer in dessen gesamter Planung frei von diesen alten Produktions- und Verarbeitungsregularien. Das Material selbst wird an die Anforderungen eines Produktes angepasst und die gewünschten Eigenschaften werden punktuell einprogrammiert.