Design war und ist immer politisch! Doch nie war die Akzeptanz dieser Erkenntnis von so entscheidender Bedeutung wie heute. Die Masterklasse »Advanced Design« der Hochschule München widmete sich mit dem Projekt »Partei der Opulenz« der Frage: Wie lässt sich gemeinsam eine lebenswerte Zukunft gestalten?
Die Partei der Opulenz
Der Minimalismus und der Funktionalismus formulierten ursprünglich eine Antwort auf gesellschaftliche Fragen, die auch heute, in Anbetracht einer vorherrschenden Konsumgesellschaft, in vielen Bereichen nicht an Relevanz verloren haben. Doch wissen wir, dass die Lösungen für die Probleme unserer Zeit nicht alleine im Verzicht zu suchen sind. Weniger ist nicht immer automatisch mehr. Vor allem nicht, wenn Kategorien wie Produktivität oder Effektivität keine adäquaten Messgrößen für Lebensqualität darstellen, sondern es um Zwischenmenschliches, um körperliche und geistige Gesundheit, um Muße, Besinnung, Entspannung, um Freude, Liebe, Erfüllung und Glück geht. Also um nichts weniger, als um die Dinge, die ein Leben erst lebenswert machen.
Die Aufgabe eine lebenswerte Gesellschaft zu gestalten wurde lange Zeit fast ausschließlich der Politik zuteil. Nun müssen wir mit Besorgnis erkennen, dass die Politik nicht mehr in der Lage ist, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Andere, einflussreiche Disziplinen müssen verstärkt in die Verantwortung genommen werden. Design ist eine dieser Disziplinen. Das Design hat das Potenzial eine Gesellschaft entscheidend zu beeinflussen. Gerade auf eine Gesellschaft, in der der Konsum allmächtig, die Konsumenten hingegen ohnmächtig zu sein scheinen, haben die Gestalter von Konsumgütern und Bedürfnissen große Einflussmöglichkeiten. Somit aber auch eine große Verantwortung. Design war und ist immer politisch. Doch nie war die Akzeptanz dieser Erkenntnis von so entscheidender Bedeutung wie heute.
Unser Anliegen ist es, Design als politisches Handeln anzuerkennen und zu propagieren. Denn nicht nur der Gestalter muss sich seiner Rolle bewusst werden, auch die Gesellschaft muss dem Design dieses Potential zugestehen. Nur wenn dieser Disziplin das notwendige Vertrauen geschenkt und die erforderliche Wertschätzung entgegen gebracht wird, wird es dem Design möglich sein gemeinsam mit der Bevölkerung, nachhaltige Lösungen zu entwerfen.
Als Ausdruck dieser politischen Relevanz, haben wir uns als Gestalter dazu entschlossen die Partei der Opulenz zu gründen. Den Begriff der Opulenz wählten wir dabei als bewussten Gegenentwurf zum Dogma des Verzichts. Das negativ konnotierte Wort Opulenz eignet sich hervorragend, um unserer Haltung Gehör zu verschaffen und Diskussionen anzustoßen. Denn bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass Opulenz nicht zwangsweise Dekadenz, Verschwendung und Prunk bedeuten muss, sondern auch für Buntheit, Kreativität, Vielfältigkeit, Individualität, Verspieltheit, Nachhaltigkeit und Qualität stehen darf.
Dieses positive »Mehr« sehen wir als ungenutztes Potenzial in der Gesellschaft, das es wieder zu entdecken und zu förden gilt.
Zusammengefasst ist die Partei der Opulenz, ein organisierter Zusammenschluss von Gestaltern verschiedener Disziplinen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, mit Hilfe der Aufwertung des Begriffes der Opulenz den Designbegriff zu erweitern um eine ernstzunehmende Vision für eine lebenswerte Zukunft zu entwickeln.
Ziele der Partei
– Die Erforschung und Aufwertung des Begriffes der Opulenz
– Die exemplarische Forderung nach mehr Opulenz in ausgewählten Bereichen
– Die Haltung der PdO zum Thema Opulenz zur Diskussion zu stellen und dafür Aufmerksamkeit zu generieren
– Die Entwicklung ausgewählter Anwendungsbeispiele nach Grundsätzen unseres Manifestes
(z.B. in Form von konkreten Produkten)
– Den Design-Begriff zu erweitern und die Wertschätzung des Designberufes zu steigern
– Design als politisches Handeln anzuerkennen und zu propagieren (Design ist immer politisch!)
– Das Logo der PdO als ein Symbol für die Haltung der Partei und den erweiterten Designbegriff zu etablieren
> Das Hauptziel unserer Partei ist es, eine Vision für eine lebenswerte Zukunft zu entwickeln!
Im Rahmen der Munich Creative Business Week 2016 lud die PDO zu einer opulenten Nacht. Das Programm beinhaltete die Verlesung des Manifests der Partei, verschiedene Vorträge und Diskussionsrunden und die Vernissage der Ausstellung der Semesterprojekte, die unter dem Werteverständnis der PDO entstanden. Anschließend wurde der gelungene Abend gebührend mit einem Konzert des Verworner-Krause-Kammerorchesters gefeiert.